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2005 – Der Tod von Wahrsagerin Anni

Montag, August 29th, 2011

WahrsagerinMit Jonathan erfüllte sich die 2. Prognose von Anni auf eine Weise, wie ich es mir niemals hätte träumen lassen. Jonathan ist Anwalt für Zivilrecht, er ist sehr erfolgreich und auch sehr gefragt. Demzufolge arbeitet er hart an seiner Karriere. Wenn ich heute so zurück blicke, dann ist es ja schlichtweg ein Wunder, dass er die Zeit gefunden hat mit mir vor den Traualtar zu treten. Das hat sich also erfüllt, liebe Anni. Die Uniform, die sie beim Kartenlegen gesehen hatte, war seine Anwaltsrobe. Auch unser Kind hatte sie gesehen, unseren Sohn Max. In dem Masse wie Jonathan ehrgeizig und erfolgreich ist, in dem Maße ist er auch eifersüchtig. Sogar als ich hochschwanger war konnte er sich nicht verkneifen bei meiner Gynäkologin anzurufen und die Sprechstundenhilfe fingiert zu fragen, ob ich auch ja da gewesen bin. Tja, Anni, die charakterlichen Unregelmäßigkeiten haben sich also auch eingestellt.

So begann all dies langsam unsere Ehe zu zerrütten und zu zermürben. Als Max 3 wurde, wollte ich wieder arbeiten gehen, natürlich kam das überhaupt nicht infrage. Selbst das Argument, dass ich ja im selben Kindergarten arbeite in den Max gehen würde, half nichts. Es ging Jonathan um die Väter, die ab und zu ihren Nachwuchs abholen würden. Ich könnte ja mit einem von ihnen ein Verhältnis anfangen.

Als ich es überhaupt nicht mehr aushielt, wollte ich einen 3. Termin bei Anni, aber ich werde wohl nie wieder mit ihr sprechen können, denn sie ist 2005 gestorben.

“Wo immer du jetzt bist Anni, ich vermisse dich und hoffe, dass du den Engeln die Karten so meisterlich legen kannst, wie du es bei mir tatest. “

1995 – Mein erster Besuch bei Wahrsagerin Anni

Sonntag, August 28th, 2011

WahrsagerinBis zu meinem 25. Lebensjahr lief mein Leben wirklich wie man so sagt “normal”. Für meinen Geschmack zu normal, hatte ich doch schon die eine oder andere verrückte Freundin. An denen gemessen kam ich mir manchmal wie eine Greisin vor. Ich habe noch einen 2 Jahre jüngeren Bruder. Meine Eltern leben ein unspektakuläres Leben. Solange ich denken kann, fährt unserer Familie 2x im Jahr in den Campingurlaub mit dem Wohnmobil. Jetzt fahre ich nicht mehr mit, obwohl es zugegebenermaßen immer schön war, ja schön, aber eben nicht spektakulär. So waren alle unsere Familien Highlights, nur mittelmäßig und auf nervtötende Art schön.

Manchmal denke ich, dass ich eine andere Wahrnehmung als andere habe. Meine Freundinnen rieten mir doch einmal eine Kartenlegerin, Hellseherin oder Wahrsagerin zu konsultieren, weil ich nicht glauben wollte, dass in meinem Leben irgendwann einmal so richtig etwas losgehen sollte. Und so lernte ich die Kartenlegerin und Hellseherin Anni kennen. Endlich erlebte ich einmal etwas, was nicht nur schön war, sondern richtiggehend aufregend. Ich stehe grundsätzlich allen Sachen offen gegenüber, auch allem, was mit dem Unerklärlichen und Okkulten zu tun hat, wer bin ich, dass ich sagen könnte; kenn ich nicht, gibt’s nicht? So ging ich sehr offen und gespannt auf Anni zu, die mir nebenbei gesagt auch gleich sympathisch war. Sie war eine durchschnittlich aussehende Frau mittleren Alters, man hat ihr ihren Beruf nicht angesehen, sie hätte ebenso gut eine Verkäuferin aus dem Supermarkt sein können. Sie legte Wahrsagekarten, die schon sehr alt aussahen. Sie sagte, dass es Zigeunerkarten wären. Die Sitzung dauerte ca. 1 h. Sie offenbarte mir folgendes:

“Du wirst einen Mann heiraten den du schon sehr lange kennst, quasi von Kind an. Kann gut sein, dass ihr Sandkastenfreunde seid. Ihr werdet aber nicht lange verheiratet bleiben, denn an dem Tag, an dem du dein -Ja- auf dem Standesamt hauchst, vereinen sich in deinen Leben Freud und Leid zu ungleichen Teilen. Wenn die Ehe wieder geschieden wird, wird sie kinderlos sein. Du hast keinen nennenswerten Einfluss auf die Dinge, da sich das meiste, was passieren wird außerhalb deines Einflussbereiches ereignen wird. “

Als ich die Wohnung von Anni wieder verließ, fühlte ich mich nicht gerade berauschend und ich dachte mir, dass es ja nicht so kommen muss, wenn ich ganz besonders auf alles Acht gebe. Mit der Zeit vergaß ich allerdings wieder das meiste von dem, was Anni mir gesagt hatte. Bis zu dem Tag, an dem ich beim Klassentreffen Torsten wieder sah. Torsten, mein Freund aus Kindertagen und aus der Schule. Jeder, der das Lied -Tausend Mal berührt- kennt weiß was ich meine, wenn ich sage, dass da nie mehr war als bloße Freundschaft, bis zu diesem Moment war. Wir verliebten uns und wir heirateten ein halbes Jahr später.